In dieser Episode hört ihr das Interview mit Vasco Sommer-Nunes von Mokono. (Zu beachten: das Interview wurde im Juni 2011 geführt und Mitte September 2011 hat Vasco sein Unternehmen verkauft.)
Der Podcast ist auch bei Youtube verfügbar und natürlich als Transkription im Post.
Transkription des Podcast:
Alpar: So der OM Report heute mit dem Vasco. Vasco, was genau machst du eigentlich?
Sommer-Nunes: Ach, gute Frage ne? (Lacht). Ehhm, ja wir betreiben Blog-Plattformen, z.B. Blog.de in Deutschland, oder blog.co.uk in Grossbritannien, blog.fm in Frankreich und wir vermarkten Blogs. Also komplett unabhängig von unseren Plattformen. Egal ob sie jetzt auf WordPress laufen, oder auf unseren Plattformen oder auf blogspot … genau.
Alpar: Wie lange machst du das schon? Blogs gibt’s ja jetzt schon seit … gefühlt ewig.
Sommer-Nunes: Stimmt fühlt sich auch so an (lacht), ja wir machen … also die Blog-Plattformen haben wir 2005 gestartet und die Vermarktung kam später ins Spiel. Das wollten wir auch eigentlich gar nicht, wir hatten das nie so richtig geplant. Plötzlich haben uns grosse Firmen angerufen, weil wir blog.de hatten und die haben dann gesagt, hier, wir wissen, dass wir im Ausland schon viel machen mit Bloggern und wir bekommen von oben gesagt, dass wir die erreichen sollen. Wie gehen wir mit denen denn jetzt um, könnt ihr da mal nen Workshop machen oder so. Dann haben wir dass gemacht, und auf der anderen Seite haben uns immer mehr Blogger auf Konferenzen angesprochen und auf anderen gängigen Wegen. Im Sinne von unseren amerikanischen Kollegen da drüben, die verdienen ja schon richtig Geld, kaufen sich Häuser und Autos und wir hier, wir gucken so ein bisschen in die Röhre. Könnt ihr uns da nicht irgendwie helfen. Ihr gebt uns ja schon Technologie, könnt ihr uns nicht auch noch irgendwie helfen ein bisschen mehr zu verdienen.
Alpar: Okay, aber wie kommst denn … Blogs gibt’s ja gefühlt ewig, es gibt keine Blogvermarkter, warum? Ich meine sind’s vielleicht eher doch Klowände als meisterhafte Autoren, die Wettbewerber sind für Magazine und ne Ich-Marke werden wie in den Staaten. Ist das überhaupt in Deutschland möglich? Ich mein dann macht ja ein Vermarkten sehr wohl Sinn. Aber wenn es doch eher Klowände sind, was ja initial wohl mal so geheißen haben soll, dann ist natürlich auch schwierig. Ich mein so ein User Generated Content, wenn jemand über seine Kätzchen bloggt, regelmäßig, brauche ich da jetzt wirklich als Premium Werbetreibender Kunde, da drauf sein, auf TKP-Basis auch noch. Also noch nicht mal Erfolgsbasiert, sondern volles Risiko bei mir als Werbetreibenden.
Sommer-Nunes: Naja, also wenn du schon von Klowänden sprichst. Dann finde ich, wenn man sich mal die deutsche Medienlandschaft betrachtet, die grösste Klowand der erfolgreichste Titel ist. Und in Deutschland kommen sicherlich zwei, drei Faktoren hinzu. Nummer eins: Das Blogs ein unsicheres Umfeld darstellen. Viele Werber kannten das nicht. Die sind gewohnt ne Redaktion anzurufen, wenn man ein Beitrag nicht so in der Zeitung steht wie sie es gewohnt sind, oder auch im Magazin. So wie sie es gerne hätten. Dann wird der nächste vlt. auch gecancelt mit den 13 Anzeigen, so … Und dass kann man eben mit Bloggern nicht machen, das geht nicht.
Alpar: Ist es denn heutzutage nicht so, dass die Leute fast schon Angst haben mit Bloggern zusammen zu arbeiten, weil die so willkürlich handeln? Im Gegenteil, man versucht sich da eher von fern zu halten, anstatt mit den Leute zusammen zu arbeiten. Weil man eben gerade nicht weiss wo den Leute die Laune entlangschiesst. Gibt es so ein Phänomen? Gibt es in Deutschland mehr „Motzblogger“ als in den Staaten?
Sommer-Nunes: Da sind auch zwei Punkte enthalten. Also Nummer eins: Die Werber haben inzwischen kapiert, dass sie es sich eigentlich gar nicht mehr leisten können an Bloggern vorbei zu gehen. Denn die Gesellschaft hat einen extremen Hunger nach authentischer Meinung entwickelt. Und das wird auch schon von Marktforschungsinstituten wie Comscore oder Nielsen abgebildet. Also Comscore, Oktober 2010, sagt 40% der deutschen Internetuser lesen Blogs. Das ist ein Wahnsinns Wert.
Alpar: Aber ganz kurz …
Sommer-Nunes: Ne, ne, ne. Nix ganz kurz. Wenn man Nielsen fragt, dann kriegt man auch über 30%. Was aber für Deutschland nochmal speziell ist. Ist die Insellösung Agof, denn die ist die dominante Reichweitenwährung hier in Deutschland. Insbesondere eben auch für die Online-Reichweiten. Und es hat sich eben keiner die Mühe gemacht die ganzen Blogs zu aggregieren. Weil das auch einfach mit extremem Aufwand verbunden ist. Aber wenn man das dann eben mal macht, dann sieht die Sache ganz anders aus.
Alpar: Okay. Aber mein Gefühl wäre, das ein Teil des Erfolgs von Blogs, einfach auch daher kommt, dass eben WordPress als eine Blogplattform eben sehr effizient aufgesetzt ist. Das heisst Blogs verlinken sich gegenseitig und somit, was ohne es bewusst machen zu wollen, einfach sehr erfolgreich SEO betrieben haben. Und vielleicht landen halt so viele Leser auf Blogs, weil eben Google die da hin schickt. Weil eben Blogs das sind, was Google für ne gute Website hält. Irgendwie haben es die Blogs also besser hingekriegt als so manche lokale Zeitung. Vielleicht ist das ja ein Phänomen, was entstanden ist, aus Google heraus. Gar nicht, so wie du es nennst, aus dem Bedürfnis nach authentischer Meinung.
Sommer-Nunes: Also das stimmt sicherlich zum Teil. Also Blogs haben sicherlich ihren gesunden Teil an Suchmaschinen Traffic. Aber ich glaube auch viele Internetnutzer landen auf Blogs, ohne zu wissen, dass es eins ist.
Alpar: Ja, aber die landen deswegen da, weil Google sie da hinschickt. Aber wie meinst du sind die Stammleser? Also wirklich über die Breite der Blogs, nicht über die Peak-Blogs. Über die ganz tollen Dinger, die eben wirklich immer Meinungsführer sind in ihrem Bereich. Sondern die, die nach den 10% dieser Meinungsführer Blogs … dem Rest. Was glaubst du welcher Anteil ist Stammleser, und welcher Anteil ist Zufallsleser.
Sommer-Nunes: Da haben wir einfach überhaupt keine Daten zu. Und da jetzt einfach so ein Wert aus der Hüfte raus geschossen …
Alpar: Machen wir es doch mal ganz einfach. Meinste das mehr als die Hälfte Zufall ist, oder meinste das mehr als die Hälfte Zufallsleser sind.
Sommer-Nunes: Ehhm, das ist schon schwierig. Also mehr als die Hälfte Stammleser würde ich nicht sagen. Blogs profitieren eben sehr stark von Social Networks, wie Facebook und Twitter. Weil eben in den Statusmeldungen, ganz häufig die Leute verlinkt werden, die was publiziert haben. Ob’s jetzt ein Video ist, oder ob es ein Text ist … da kommt auch immer mehr Traffic her. Und ich würde nicht sagen, dass das jetzt die Stammleser sind. Also ich würde schon sagen: Stammleser sind weniger als 50%.
Alpar: Wie kommst denn eigentlich dass keiner… Also seid ihr mit diesem faszinierenden Risikokapital ausgestattet. Oder gehört deine Firma dir und deinem Partner?
Sommer-Nunes: (lachend) Wir sind mit diesem faszinierenden Risikokapital ausgestattet, ja.
Alpar: Warum seid ihr denn dann nicht verkauft worden? Ihr seid also ein Living-Dead, oder wie nennt man das?
Sommer-Nunes: Warum wir jetzt nicht verkauft worden sind?!? Das hängt sicherlich damit zusammen, dass wir Angebote abgelehnt haben. Zum Beispiel …
Alpar: Also Risikokapital hat ja schon immer den Fokus, dass die Firma verkauft wird. Oder hast du das anders erlebt? Oder waren die gar nicht aus dem typischen Risikokapitalumfeld, die die euch finanziert haben.
Sommer-Nunes: Doch, doch, die sind schon aus dem … Also Burda hat sich bei uns beteiligt …
Alpar: Da könnte man es jetzt aber auch wieder strategisch sehen. (Sommer-Nunes: Genau …) Ihr seid ein Fühler für die, in diese seltsame Welt des Publizierens hinein. Und ihr habt dadurch auch mittlerweile ne Lingo und ne Denkweise, die eher aus der Verlagsrichtung kommt. Ich glaube seit 2 Jahren geht ihr eher in diesen Vermarkterbereich rein. Ihr nähert diese Welten ein bisschen mehr an … Sozusagen eine Brücke zu schlagen. Oder ist das fehlinterpretiert?
Sommer-Nunes: Weiss ich nicht genau. Das mit der Lingo, finde ich auch eher ein bisschen zu dünnes Eis. Aber gut. Was für Burda sicherlich spannend ist, ist nicht nur der Investmentaspekt. Denn wir sind ja auch nichts anderes … Oder zumindest sind wir mit den Blogplattformen so gestartet, als ein riesiger Kiosk der neueren Generation. Der eben nicht, irgendwie viele grosse Titel verlegt. Sondern eben Millionen kleine. Und die Vermarktungsgeschichte kam ja eben auch wie gesagt, eben auch erst später. Aber ist natürlich auch ein Punkt, der eben absolut in eine Mediendenke reinpasst.
Alpar: Mir ist keine andere Firma bewusst, die Blogplattformen betreibt. Also WordPress hat unendlich viele Blogs und da ist eben WordPress.com dahinter, worüber die das Monetarisieren. Ist das eigentlich noch ein Verein? Wie funktioniert also WordPress, das ist ne Frage die könntest du mir zum einen beantworten. Zum anderen kenn ich noch einen, Blogspot, die jetzt Google gehören. Wieso gibt’s denn niemand anderen der das macht, was ihr macht.
Sommer-Nunes: Na so richtig ist das ja gar nicht. Es gibt zum Beispiel eine uralte Blogcommunity namens LiveJournal, die immer noch richtig gross ist. 20 Millio …
Alpar: Hat die nicht mal zu Microsoft gehört?
Sommer-Nunes: Ne, ne … Die meines Erachtens ungefähr 20 Millionen Uniques weltweit hat. Und die Premium-Mitgliedschaften hat. Wie zum Beispiel unsere Blogplattformen ja auch. Dann gibt es Tumblr, das unheimlich stark wächst und im Grunde genommen ein ganz neue Platform ist. Es gibt Posterous und Blogger.com …
Alpar: Nehmen die euch die Butter vom Brot? Hättet ihr auf diesen Trend reagieren sollen? Oder sagst du das irgendwie was ganz anderes als was wir machen. Oder hätte das ein Zweitbruder von Blog.de sein sollen?
Sommer-Nunes: Na wir sind eher an LiveJournal vom Gedanken her. Denn wir sind eher ne Blog Community, als ein reiner Bloghoster. …
Alpar: Und Blogspot sind eher Bloghoster, richtig?
Sommer-Nunes: Genau. Und WordPress hat ja zum Beispiel nen VIP Account. Ja, nehmen die uns die Butter vom Brot weg? In Deutschland jetzt noch nicht so richtig spürbar. In den amerikanischen Märkten, oder sogar international, sind die sicherlich … in Amerika sind wir sogar so gar nicht. Weil wir ja ne europäische Blogplattform haben. Und da ist die Konkurrenz in den anderen Märkten ein bisschen grösser.
Alpar: Okay. Aber sind dass den schon die Leute, diese Tumblr … die Leute die diese Dienste zwischen Twitter und Blogs nutzen. Sind das eher die typischen Blog Nutzer? Oder schicken die Leute dann ihre Twitterleser erstmal auf den Tumble-Blog und dann erst weiter? Oder wie nutzen die Leute das denn eigentlich?
Sommer-Nunes: Ja, ganz unterschiedlich. Als Tumblr und Posterous zeichnen sich ja eigentlich dadurch aus, dass sie bloggen noch einfacher gemacht haben. Die Systeme setzen nicht mehr so viel wert auf Dinge wie ne Blogroll. Dinge die ja eigentlich schon irgendwie antiquiert sind, aber im Grunde genommen immer noch ne hohe Aussagekraft hatten. Das ist schon ne neue Mainstream Blogseite, die es schick und einfach gemacht hat. Und in die Richtung geht das. Schick, schnell …
Alpar: Aber das müsste ja für euch eigentlich die Alternative haben, den Nutzern zumindest die Wahl zu lassen. So … wollt ihr das typische Blog-Design einfach weiterlaufen lassen, oder in so einem Tumble-Blog Design.
Sommer-Nunes: Ja, das stimmt. Das sind auch Sachen die wir bei uns intern eruieren. Aber, was wir auch, eben als Herausforderung haben. Eben als Unternehmen … Ist die Tatsache, dass wir, verglichen mit den Amerikanern, einfach wirklich wenig Ressourcen haben. Also wenn man sich anguckt, mit wieviel Geld, Tumbler und Posterous ausgestattet ist, dass …
Alpar: Vielleicht hat das ja nur damit zu tun, dass im Valley die Programmierer teurer sind. Und die Fläche … Miete … Miete ist teurer als in Kreuzberg.
Sommer-Nunes: Ne, ich glaube das sind hauptsächlich 2 Faktoren. Ich glaube auf der einen Seite sind es die Gründer, die auf der einen Seite nicht gesagt haben: „Wir bauen den weltgrössten, besten Blogdienst.“
Alpar: Haben die nicht gesagt?
Sommer-Nunes: Haben die nicht gesagt. Und damit schliesse ich mich gerade mit ein, mit so einer Domain wie blog.de. Und das ist auch durchaus ein Fehler, den viele Gründer, wenn sie in Europa starten, machen. Sie haben ihren Markt zu sehr im Focus. Und die Amerikaner, die sagen halt, hier: „I wanna be Big, I wanna be the world’s biggest … whatever“. Und die rufen eben einfach andere Summen auf für Finanzierung … und die bekommen sie auch. Und das ist der zweite Punkt. In Europa ist es eben einfach schwieriger soviel Geld aufzutreiben.
Alpar: Aber andererseits, sieht man, dass die europäischen Gründer … Ist zumindest mein Gefühl, ohne das jetzt alles ganz durchblicken zu können … Dass die mit wenig Geld, oft mehr bekommen als der amerikanische Kollege. Insofern muss man sich da gar nicht verstecken !? Oder haste nicht das Gefühl?
Sommer-Nunes: Ne .. naja .. ich glaube in Amerika gibt es vlt. auch viel mehr Failures. Aber die grossen, die grossen Nummern die kommen eben bisschen, doch meistens aus den USA. Und die kommen eben nicht so aus Europa. Also du hast hier in Europa viele Local-Champions. Da kommen die Amis dann selten rein, in den hoch fragmentierten europäischen Markt. Wissen nicht wie sie den Zugang machen sollen. Holen sich ein, zwei Buisness-Developer, die sie in London dann abwerfen.
Andre: (lacht) Und gucken sich dann das Festland von der Insel aus an.
Sommer-Nunes: Die gucken sich dann mit dem Fernglas das Festland an, und bereiten die Internationalisierung vor. Und die heisst dann meistens Akquise. Das ist dann schon der Weg … Es gibt ja auch ein paar Gründer in Berlin, die sich genau auf dieses Modell spezialisiert haben und … ja. Das ja auch mit ner gewissen Mechanik durchziehen.
Alpar: Du hast jetzt die Domain blog.de, die war sozusagen dein Acid als du 2005 angefangen hast, sehe ich das richtig?
Sommer-Nunes: Also wir haben mehrere Domains gekauft. Ich habe ja, mit meinem auch heutigem Partner, von 1997 bis 2002 Online Dating gemacht. Und diese Firma wurde übernommen, da hatten wir dann noch ein bisschen Cash über. Damit haben wir dann Domains eingekauft. Was uns am Blog-Begriff gereizt hat, war eben, dass es ein Begriff ist, für den es kaum Substitute gibt. Also beim Dating hast du ein Dutzend Begriffe auf denen sich der Traffic verteilt. Und bei Blog, gibt’s noch Weblog, aber das gibt’s inzwischen fast gar nicht mehr im Sprachgebrauch. Und es ist auch noch ein Wort, ein Suchbegriff, der international auch gilt. Also für viele Themenbereiche hast du dann in einem Sprachraum einfach nochmal andere sprachliche Begriffe. So gesehen war Blog attraktiv. Aber was noch viel attraktiver war, war das Format, was die Medienlandschaft in ihren Grundfesten einfach erschüttert hat. Als wir das gesehen haben, haben wir gesagt, dass machen wir jetzt … so. Und das wird einfach geil, weil’s die Medienlandschaft nachhaltig verändern wird. Es gibt Menschen eine Stimme … Es wird immer mehr Menschen eine Stimme geben, weil die Internetstruktur, damit meine ich die Verbindung in die Handynetze usw. das Konsumieren von vielen Daten und auch das Versenden von vielen Daten einfach leichter machen. Und das wird einfach die Professionals in den vielen Medienbereichen einfach vor eine Herausforderung stellen … Und das hat’s getan.
Alpar: Ketzerische Frage. Ich blog ja eigentlich gern, obwohl ich so ketzerische Fragen die ganze Zeit stelle. Und zwar zu, durchaus auch nichtkommerziellen, Themen. Blogst du?
Sommer-Nunes: Ja.
Alpar: Und was für Themen?
Sommer-Nunes: Also eigentlich Moblog ich auch ganz gerne. Also ich schiess halt Bilder, wenn ich in Berlin rumkurve und stelle sie auf meinen Blog.
Alpar: Ideal für Tumblr zum Beispiel auch …
Sommer-Nunes: Ja, das ist schon richtig. Da bin ich halt Patriot.
Alpar: Sehr schön. Was ist eigentlich mit den anderen Domains, die ihr gekauft habt. Oder habt ihr nur die Blog-Domains zusammen gekauft? Oder habe ich dich vorhin missverstanden? Ihr habt viele Domains zusammen gekauft und da waren unter anderem auch die Blog Sachen dabei.
Sommer-Nunes: Nene, wir haben schon ganz gezielt so blog.de gekauft, blog.co.uk, blog.fr und noch andere in Europa.
Alpar: Kaufst du immer noch Domains, oder ist Domains da eher kein Thema, jetzt wo das Blog-Imperium da ist?
Sommer-Nunes: An ner schönen Domain kann man doch nicht vorbeigehen oder? (lachen)
Alpar: Die Frage ist ja auch ob man Budget hat, oder … ?
Sommer-Nunes: Na zum Beispiel eine super Sache die viel Spass gemacht hat, die wir einfach auch machen musste, war Wahl.de. Wahl.de haben wir 6 Wochen vor der letzten Bundestagswahl gekauft. Innerhalb von drei Tagen, dass war ein ganz verrückter Deal.
Alpar: Wieso verrückt? Also weil nicht Geld geflossen ist, sondern Naturalien?
Sommer-Nunes: Nein, nein, nein. Das war schon ne ganz saubere Transaktion, aber einfach so ne Domain, dann vor den Bundestagswahlen …
Alpar: Ist zu knapp?
Sommer-Nunes: Naja, wir haben es dann noch geschafft eine Blog-Community für Politiker aufzusetzen. Was wir natürlich …
Alpar: Whitelabel, von Blog auf Wahl.de
Sommer-Nunes: Genau, genau. Das war auch eigentlich ein echt cooles Projekt, so. Es haben auch Meere hundert Politiker genutzt. Nach der Wahl haben sie es natürlich Fallen gelassen, wie einen heissen Stein. Oder wie eine heisse Kartoffel.
Alpar: Haben sie es dann nur nicht mehr aktiv genutzt, oder angefangen Sachen zu löschen? Weil Politiker glauben doch nicht was sie vorgestern gesagt haben. Habe ich mir sagen lassen.
Sommer-Nunes: Nö, weiss ich nicht. Kann ich jetzt so nicht verifizieren. Doch, was ich sagen kann, ist dass sie … sie haben es halt einfach nicht Weiterbetrieben. Es stand dann dann so.
Alpar: Die warten einfach vier Jahre bis zur nächsten Wahl, und dann geht’s da wieder richtig los.
Sommer-Nunes: Ja, sowas war das. Naja, dass hat ja jetzt auch alles ein neues Gesicht bekommen. Aber …
Alpar: Redesign oder was?
Sommer-Nunes: Ja, ja, schon lange. Das machen wir auch in Kooperation mit compuccino hier in Berlin. Und die entwickeln die Platform im Grunde genommen, weil wir haben dafür auch aktuell jetzt gar keine Ressourcen. Soviel zu Domains, wenn da so ne schöne Domain ist, dann finde ich muss man zuschlagen.
Alpar: Okay. Du sagst gerade ihr habt nicht so viele Ressourcen, wie viele Leute seid ihr denn da so?
Sommer-Nunes: 15
Alpar: Wie ist das dann mit den Aufgaben verteilt? Ist das 99% Technik und dann sind noch da, der Vasco und sein Geschäftsführer-Kollege und die machen eine Strategie?
Sommer-Nunes: Es ist eigentlich 50/50. Das Betreiben von einer Blogplattform ist wirklich aufwendig. Also gerade auch im Vergleich zu Dating. Dating und Bloggen von der Applikation her, dass ist wie Abi und Studium. Also es war echt …
Alpar: Was war jetzt das Studium?
Sommer-Nunes: Studium ist die Blogapplikation, aber Hallo. Doch es ist extrem umfangreich. Von der Applikation her, aber auch dann so … es gibt halt eine Menge Inhalte, da habe eine Menge von Personen kein Interesse dran, dass die im Internet stehen. Jetzt gerade auch mit den Revolution in Nordafrika. Da werden halt Exekutionen geblogt, Korruptionen usw.. Dann bekommen wir eine Denial of Service Attacke darauf, und dann geht’s halt rund. Das ist häufig der Fall.
Alpar: Wie geht man denn damit um? Muss man sich selber einen gewissen Standard setzen und versuchen den technisch umzusetzen?
Sommer-Nunes: Ja, das ist ziemlich schwer. Ich kann das auch nicht so richtig gut beantworten, weil ich nicht zur Riege der Systemadministratoren gehöre. Manchmal muss man halt komplette Länder ausschliessen, damit man eben mit der Last klarkommt und man muss eben … müssen wir leider häufig machen … den Blogpost einfach auf unpublished stellen. Dann ist es halt nicht mehr öffentlich zu sehen.
Alpar: Aber hören denn dann die DOS Attacken direkt auf?
Sommer-Nunes: Ja, die hören relativ schnell … hören die dann auf.
Alpar: Das heisst, die gucken schon aufmerksam zu was da ….
Sommer-Nunes: Anscheinend, ja …
Alpar: Woher kommen dann die Anfragen meistens?
Sommer-Nunes: Das sind ja zig-tausende von Computern.
Alpar: Kommen die dann alle aus Deutschland, oder aus dem Ausland?
Sommer-Nunes: Ne, aus der ganzen Welt. Die Attacken die wir bekommen, scheinen mit vielen Rechnern zusammen zu hängen, an denen irgendwie Schüler sitzen, oder sowas. Man merkt richtig, wenn die Schüler nach Hause kommen und ihren Computer anschalten, dass dann bestimmte Länder auftreten.
Alpar: Wahrscheinlich sind dass dann irgendwelche (Sommer-Nunes: Die sind infiziert ja klar!). Wollte gerade sagen, irgendwelche Würmer die insbesondere Schüler ansprechen.
Sommer-Nunes: Das sind halt solche Sachen, da denkt man erst gar nicht dran, wenn man so eine Blogplattform baut. Man setzt sich mit Dingen auseinander, die sowieso schon kompliziert genug sind. Private Beiträge, Publikationsrechte … Das ist ja ein ganzes Redaktionssystem was dahinter hängt.
Alpar: Was ist denn eigentlich mit Raubkopien? Es gab wohl schon mal Blogger, die Inhalte für Bücher zusammengekaut haben aus Blogs. Wie gross ist denn eigentlich so ein Problem? Muss man sich da Sorgen machen, oder ist das eher kein so’n Thema?
Sommer-Nunes: Na ja es geht eigentlich. Wir kriegen ständig … Du musst Strukturen aufbauen … Was häufig ist, sind zum Beispiel Verletzungen von Persönlichkeitsrechten.
Alpar: Das heisst irgend jemand sagt hier: (Sommer-Nunes: Andre ist doof) Andre ist doof … kann sein (lacht)
Sommer-Nunes: Genau (lacht).
Alpar: Was ist denn dann richtig. Ich mein es kann ja sein, dass dieser Andre doof ist. Das kannst du ja nicht richten? Vielleicht ist es ja jemand, der sich zurecht von mir doof behandelt fühlt.
Sommer-Nunes: Ich glaube was uns jetzt gelingen muss, ist das Umschiffen dieser juristischen Debatte. (Andre: zwischen uns beiden (lacht)). Ja genau, weil wir es beide nicht wirklich lösen können. Was wir machen ist: Wir unterrichten immer die Urheber, die das verursacht haben.
Alpar: Das es irgendwie eine Beschwerde gibt …
Sommer-Nunes: Genau. Und der Autor, derjenige der eben für das Blog inhaltlich verantwortlich ist, der wird dann eben unterrichtet. Der wird dann eben in Kontakt mit der anderen Partei gesetzt. Aber klar, dass sind auch Prozesse die du eben auch machen musst.
Alpar: Und du kriegst gar kein Geld dafür. Es kostet dich nur Aufwand.
Sommer-Nunes: Genau, ganz genau.
Alpar: Ja Wahnsinn.Da muss man sich ja fast schon überlegen: Lohnt sich das denn? Du hast diese Attacken aus dem Ausland, weil du irgendwie ne Exekution aus Nordafrika mit drauf hast. (Sommer-Nunes: (lacht)). Du hast irgendwie jeden dritten Tag nen Ex-Freund, oder ne Ex-Freundin, die die Bilder der Gegenseite published. Dann haste wahrscheinlich auch noch Porn und Spam, und dann lohnt sich ein Geschäft trotzdem noch.
Sommer-Nunes: Ja. Du musst halt echt sehen. Am Anfang ist es halt ein hartes Brot, weil du musst die Applikation entwickeln. Und die musst du ja auch weiterentwickeln. Und du musst, eben auch für solche Themen, ganz schlanke, effiziente Strukturen bauen. Also das ist schon … Deswegen gibt es ja auch nicht so viele Blogplattformen.
Alpar: Also keine die versuchen ein sauberes Geschäft zu machen. Es gibt dann welche, die sagen, Ich scher mich nicht drum, weil ich sitz auf den Antillen. Denn auf so einem WordPress wird ja nix gelöscht.
Sommer-Nunes: Ne, ne. Ich glaub, die haben halt auch vor allen Dingen einfach mehr Ressourcen.
Alpar: Aber zum Beispiel auf so einem WordPress kann ich ja nie was löschen lassen. Die sagen sich einfach: „Ich scher mich nicht drum, weil Ich bin Amerikaner. Und was in deinem ollen deutschen Land vorgeht ist mir Wurst.“ Oder?
Sommer-Nunes: Ja das ist halt so eine generelle amerikanische Einstellung, die man irgendwie da so …
Alpar: Jemand, der jemanden diffamieren möchte, sollte das lieber nicht auf deiner Blogplattform machen. Oder sollte es lieber gar nicht machen.
Sommer-Nunes: (lacht) Ja, Ich glaube das ist einfach mal das beste. Das soll man irgendwie durch andere kommunikative Mittel klären. Das ist glaube ich deutlich besser. Gilt für alle Parteien.
Alpar: Was macht ihr denn, wenn einer … Scoutet ihr denn eigentlich auch, wie so eine Art Talentscout, in eurem Blogpool. Gibt’s dann da auch Blogger wo ihr sagt: „Mensch Keule, du machst so einen Hammer-Blog … Mach doch mal hier deine eigene Domain und lass uns die dann mal richtig vermarkten.“ Oder wie funktioniert das?
Sommer-Nunes: Joa, wir helfen schon dem ein oder anderen. Es gibt ja auch, gerade Journalisten, oder Leute die sich ziemlich gut auskennen. Peter Turi zum Beispiel. Die haben dann auch konkrete Anfragen. Klar, die unterstützen wir dann auch.
Alpar: Okay. Wenn du jetzt ankommst … du bist ja quasi einer der alt-eingesessenen Berliner Gründer. So jetzt gerade in den letzten, sag ich mal 3 Jahren, ist ja hier deutlich mehr an Dingen passiert. Wie nimmst du dich denn selbst war. Denkst du dir: „Oh Gott, was hab ich denn geschafft. Hier, nur 15 Leute. Dann kommen irgendwie Firmen, die gab es noch nicht mal als ich damals angefangen habe. Da hat nicht mal einer darüber nachgedacht. Jetzt sind das irgendwie ein paar Hundert Leute.“ Raufst du dir dann die Haare und sagst: „Mensch warum habe ich keine Gutscheine, oder Schuhe, oder irgendwie Pizza verkauft“.
Sommer-Nunes: Och nö, eigentlich nicht. Also Nummer eins, freue ich mich total für Berlin. Ich find’s geil hier Gründer zu sein. Und ich find’s voll geil, dass Berlin auch die Startup Hauptstadt Deutschland’s ist. Und ich find’s noch viel geiler, dass sich Berlin einen Namen macht für Internationalisierung, in Europa. So langsam zumindest. Das finde ich gigantisch und ich freue mich für jeden, der anfängt hier irgendwo ins Impressum eine Berliner Adresse für sein Startup rein zu schreiben. Das finde ich voll geil. Ich habe auch mal so eine kleine Berlins Startup-Map gemacht. Die muss man wieder mal googlen und finden und sein Startup da eintragen. Weil die müsste eigentlich viel mehr Punkte auf ihrer Karte haben. Was jetzt irgendwie Companies angeht die einen überholen, was jetzt Mitarbeiter angeht. Das finde ich gar nicht so wichtig. Was ich viel wichtiger finde, ist dass man hinter dem steht was man macht, so. Und wir als Unternehmen, sind schon ein Katalysator für eine Veränderung der Medienlandschaft. Und wir bringen auch Freiheit. Wir sind ein Unternehmen, was das Publizieren von Inhalten für Jedermann ermöglicht. Also, wenn man mir mein Blog wegnehmen würde, wenn ich das nicht haben würde, dann würde ich mich in meiner Freiheit beschnitten fühlen. Und das ist geil. Und wir haben jetzt angefangen die Technologie dafür bereitzustellen. Wie andere auch, ok. Aber wir gehen jetzt noch weiter. Wir helfen Bloggern eben nicht nur mit Technologie, sondern eben auch Geld zu verdienen. Durch eben diese Vermarktungsnummer. Und das ist nochmals ein Stück Freiheit und es macht unabhängige Stimmen noch unabhängiger. Und das ist für unsere Medienlandschaft geil, und für unsere Gesellschaft.
Alpar: Wenn du jetzt Networkst … Deine Gedanken die schwirren ja schon oft in Richtung dieser Medien und TKP-Welt. Das heisst, dein Austausch sind schon mehr, diese Agentur, Mediaagentur, Werbeagenturwelt, weil dass dann die natürlich Andockecke ist für dein Geschäft. Oder bist du stark … Networkst du stark im Bereich Kunde, anderer Unternehmen. Oder sagst du: „Mensch nö, ich will irgendwie was doch ganz anderes“. Oder sagst du: „Ne, beim Mittagessen treffe ich mich lieber mit vernünftigen Leuten, die nix mit Arbeit zu tun haben.“ Oder wie machst du das?
Sommer-Nunes: Also, ich Networke gerne mit anderen Gründern. Einfach weil wir alle Gründer sind und es ist einfach spannend. Da entsteht überall so, neue Ideen die Dinge besser machen. Das ist einfach schön, so. Dann Networking mit den Mediaagenturen, dass ist wichtig. Weil dort die dicken Budgets sitzen und die müssen in die Blogosphäre. Ich sag ganz offen: Es macht mir sicherlich mehr Spass mich mit Gründer auszutauschen. So dieses Networken mit den Agenturen ist eher ne Business Nummer, die halt zum Geschäft dazugehört.
Alpar: Sag mal, dieser Umzug nach Berlin. Hat das eigentlich mehr dazu geführt, dass die Leute dadurch das sie die Firmen auch mal wechseln, das Know-how und das Wissen bei den Leuten steigt. Oder steigt mehr für die Firmen der Wettbewerb um die Leute, weil es eben mehr Nachfrage nach Techies, nach Online Marketing Leuten, nach dies das jenem gibt? Oder sagst du es ist beides da? Oder keins davon?
Sommer-Nunes: Ja, ich würde fast sagen keins davon. Berlin profitiert einfach unheimlich grad von den vielen Startups, die Nachfrage nach sich ziehen werden. Wir haben es ja gerade schon. Das unterschätzen Berlins Gründer auch glaube ich. Das kann ich nur jedem als Tip auch mitgeben: International Stellenangebote auszuschreiben, weil Berlin so dermassen zieht. Es gibt Leute die einen viel höher bezahlten Job in London, oder New York irgendwo haben, aber kein schönes Leben. Und die sind echt bereit, mit viel weniger Euronen in der Tasche in Berlin zu leben.
Alpar: Wahrscheinlich leben sie dann noch besser.
Sommer-Nunes: Ja. Absolut. Und in einem einigermaßen betriebsfreundlichen Startup in Berlin zu arbeiten … wenn man Glück hat. Definitiv.
Alpar: Okay. Vasco, vielen vielen Dank fürs Interview.
Sommer-Nunes: Ja super, gerne. Ich danke auch.
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Klowände – siehe hier:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,397397,00.html
(nix initial!)