Folge 3: Interview mit Johannes Beus

Heute findet ihr auf OMReport.de das neue Interview mit Johannes Beus – auch bekannt als Sistrix.

Johannes Beus

Den Podcast findet ihr auch bei Youtube und als Transkription hier im Post.

Transkripttion des Podcast:

Alpar: So, wir sind im OM-Report heute mit Johannes Beus aka Sistrix.

Beus: Ja, guten Tag.

Alpar: So, was denkst du, warum stürzen sich alle auf das Thema SEO-Tools? Was hast du richtig oder falsch gemacht? Hast du damit überhaupt was zu tun, oder musste das sowieso passieren?

Beus: Ja, ich bin auch ein bisschen erstaunt, weil der Markt ist eigentlich überraschend klein, wenn man das mal von außen betrachtet. Es gibt mehr Anbieter, als der Markt eigentlich verträgt. Aber ich glaube, das hängt ein bisschen damit zusammen, dass viele SEOs eher so Frickler sind und selber gerne mal Tools bauen. Das ist ja bei mir eine ähnliche Richtung; Herkunft. Und dass deswegen einfach mehr Tools entstehen.

Alpar: Okay, das heißt, du meinst, die Leute bauen ohnehin Lösungen für sich und denken: Mensch, das könnte man als Tool kommerzialisieren?

Beus: Ja, genau. Das ist so der Hintergrund.

Alpar: Okay. Wie viele Tools meinst du denn? Ich meine, ist das etwas, wo es dann eigentlich nur wenige Tools am Ende des Tages geben kann? Oder kann es durchaus 10, 20 verschiedene geben für 10, 20 verschiedene Anwendungsbereiche?

Beus: Hätte ich überhaupt kein Problem mit. Und ich glaube schon, dass es sinnvoll ist, dass Tools einen spezifischen Zweck haben, dass sie genau auf ein Ding zugeschnitten sind, und dass sie das auch möglichst gut machen. Ich glaube aber nicht, dass die Anzahl der Anwendungsfälle so riesengroß ist.

Alpar: Das heißt, es gibt jetzt quasi, es gibt schon eine überschaubare Menge Anwendungsfälle, um die die Tools dann doch eben konkurrieren?

Beus: Ja, genau. Also klar, man kann anfangen und für jeden Kleinkram irgendwie ein Tool nutzen, aber es gibt auch Excel, und es gibt auch andere sinnvolle Geschichten, womit man ziemlich viel dann schon erschlagen kann. Ob man dafür dann noch unbedingt ein Web-Tool braucht, wo die Daten irgendwo anders liegen, da glaube ich nicht so richtig dran.

Alpar: Okay. Dein Tool ist ja auch für andere Märkte verfügbar. Hast du Erfahrungen in den Märkten, oder hast du schon mal in den Märkten gearbeitet?

Beus: Ja.

Alpar: Okay. In welchen von den vielen?

Beus: Diversen.

Alpar: Wie unterscheiden die sich denn vom deutschen Markt? Also vielleicht picken wir uns einen raus, den du auch schon mal näher kennen gelernt hast.

Beus: Meinetwegen können wir also über Spanien erzählen.

Alpar: Spanien oder den spanischsprachigen Markt? Oder ist das dann immer das gleiche?

Beus: Nein, das ist natürlich nicht das gleiche. Gerade spanischsprachiger Markt ist ja auch noch mit Südamerika dabei und so. Da habe also, ich finde im europäischen Umfeld ist Deutschland mit Abstand der komplizierteste. Also wenn man in Deutschland optimiert, dann ist es noch schwieriger als in England. Und auch Deutschland ist schwieriger als in Italien, oder Frankreich, oder Spanien. Natürlich hat man da auch weniger Besucher, aber man hat überproportional auch weniger Aufwand.

Alpar: Okay. Und Deutschland mit USA verglichen?

Beus: Ist mehr Aufwand, keine Frage. Also USA ist ja schon schwieriger und ist auch technisch meistens einen Schritt weiter, also das, was den Google-Algorithmus angeht. Aber es gibt auch deutlich mehr Besucher. Das heißt, es ist vielleicht doppelt so aufwändig, man muss doppelt so viel Arbeit machen, doppelt so viel Backlinks gucken, aber man kriegt wahrscheinlich das Fünffache an Besuchern oder das Zehnfache. Das heißt, wenn man die Zahlen so gegenüber stellt, dann kann es sich schon lohnen.

Alpar: Also ist eigentlich so Deutschland der Markt, der am unangenehmsten ist; selbst gegenüber USA?

Beus: Ja, sehe ich so.

Alpar: Willkommen in Deutschland.

Beus: Ja.

Alpar: Hast du das Gefühl, dass in Deutschland das so ist, weil einfach mehr Leute sich um das Thema, sich an dem Thema SEO begeistern? Oder liegt das der deutschen Seele? Oder ist das einfach so ein unglücklicher Zufall?

Beus: Ich glaube schon, dass es irgendwie an der deutschen Gründlichkeit und Genauigkeit liegt. Es ist schon so, dass Deutsche gern mit ganz vielen Excel-Tabellen arbeiten, die jeden Faktor genau angucken, und auch kleine Veränderungen machen. Amerikaner wollen dann vielleicht lieber das eine, große Ding machen. Deswegen laufen irgendwelche Link Baits in Amerika viel, viel besser, als bei uns.

Alpar: Okay. Vielleicht ist auch der Deutsche nicht so begeisterungsfähig, und deswegen laufen die Link Baits hier nicht so gut?

Beus: Ja, nicht so begeisterungsfähig, aber auch gründlicher und genauer und auch etwas neidischer.

Alpar: Okay. Ist es, hat den SEO mit Gründlichkeit und Genauigkeit zu tun. Oder hat das eigentlich mehr mit Engineering und Re-Engineering zu tun?

Beus: Ich habe schon das Gefühl, dass es mittlerweile sehr viel mit Genauigkeit und Gründlichkeit zu tun hat. Das war so in den Anfangsjahren, was es etwas anderes. Da war Google noch relativ früh, und man konnte viel Unsinn machen. Da hat man einfach geguckt: Was läuft gut? Was funktioniert gut? Aber mittlerweile sind ja alle gut, also wenn man nicht irgendwie jetzt die Ergebnisse z. B. zu Schuhe oder anguckt, dann sind ja die top ten gut und machen einen guten Job.

Alpar: Interessant. Das Thema kenne ich nicht so gut.

Beus: Ja.

Alpar: Okay, der spanische Markt: Wie ist das denn da? Würde man den spanischen Markt am liebsten mit einer ES-Domain beackern? Oder nimmt man sich eine schöne com, net, org und sagt dann: Mensch, ich versuche gleich, Spanien und Südamerika mit zu beackern und dann die ganze Welt?

Beus: Also würde ich schon empfehlen. Klar, Spanien ist nicht gerade uninteressant. Aber wenn jetzt die Banken alle zusammen brechen, dann geben die auch nicht mehr so viel Geld aus. Das heißt, wenn man direkt Südamerika mit machen kann, mit einer com-Domain, dann ist das schon ganz sinnvoll.

Alpar: Aber ist es denn nicht so, dass man dann eine Menge Traffic kriegt in Südamerika, die dann aber nicht so gut monetisiert, weil eben die, sage ich mal, deren finanzielle Ausstattung jetzt nun auch nicht so groß ist?

Beus: Ja, aber es kommt ja. Also ich sehe den südamerikanischen Markt extrem im Kommen. Das ist so, wie Deutschland vor acht Jahren, vielleicht, so.

Alpar: Okay.

Beus: Und der hat ja auch gerade angefangen, und die Konkurrenz ist einfach so gering, dass es immer noch Spaß macht. Klar, ich meine, man kriegt für den Klick dann vielleicht nicht irgendwie die drei Euro, sondern kriegt vielleicht 50 Cent, aber dadurch, dass die Konkurrenz kleiner ist, und dass die Leute da auch sehr Internetaffin sind, macht es wieder Spaß.

Alpar: Was passiert denn …? Ich meine, du sprichst jetzt vom Klick. Das heißt mit anderen Worten: Du schaust dir im Wesentlichen Geschäftsmodelle an für die Monetarisierung des Traffics, die auf dem CPC basieren. Was ist denn dein Eindruck, wenn man das auf, also CPC war ja auch in Deutschland mal früher, ich kann mich noch erinnern, als es noch Webmasterplan hieß, da gab es eben auch CPC-Affiliate Kampagnen. Das ist nun heutzutage nicht mehr so. Wenn ich jetzt denke, ich sage mal, Südamerika ist Deutschland vor acht Jahren. Also mit anderen Worten: in drei Jahren gibt es da eben nur noch Lead- und Sale-Programme. Meinst du, dann ist das eben auch noch so attraktiv?

Beus: Ich glaube, im Gesamtmarkt schon, ja.

Alpar: Okay.

Beus: In Brasilien entwickelt sich ja eine relativ breite Mittelschicht, die schon Geld hat, und das Geld auch ausgibt. Warum nicht?

Alpar: Wenn du dir die SEO-Branche als Ganzes anguckst: Ich kriege das relativ oft mit, dass es vernünftige Firmen gibt, die schon mal Kontakt zu SEO oder SEO-Agenturen hatten, von denen dann aber nicht gut behandelt wurden, und eben damit einen kompletten Bann, Handlungsbann für sich auferlegen, mit diesem Online-Marketingkanal noch mal etwas aktiv machen zu wollen. Siehst du so einen Trend, oder ist das etwas, was immer einen Anteil der Branche ausgemacht hat? Warum ist das so? Was könnte man dagegen tun?

Beus: Ja, es ist definitiv so. Das war schon immer so. Ich habe eher das Gefühl, dass es ein bisschen besser wird. Aber es gibt einfach wahnsinnig viele unseriöse Firmen in unserer Branche. Das ist allein dadurch bedingt, dass Ergebnisse nicht sofort messbar sind, dass man häufig sagt: Ihr müsst jetzt erst mal ein halbes Jahr irgendwie jeden Monat die 5.000,- € überweisen, und dann gucken wir uns mal die Ergebnisse an.

Alpar: Aber würden sich an der Stelle ein seriöser und ein unseriöser Dienstleister unterscheiden?

Beus: Im Ergebnis schon.

Alpar: Genau. Aber grundsätzlich von vornherein ist das erst mal schwierig ersichtlich?

Beus: Von vornherein ist das schwierig ersichtlich, aber es gibt immer noch Referenzen, es gibt Empfehlungen, dass man …

Alpar: Referenzen, eine SEO-Agentur, dass sie die öffentlich angibt, ist doch eher selten der Fall.

Beus: Ist eher selten, aber dann fragt man halt Kollegen, womit die Erfolg hatten und ob es bei ihnen geklappt hat. Aber das ist natürlich ein Riesenproblem, ja.

Alpar: Okay. Hast du das Gefühl, dass es da die Chance geben kann, irgendwelche Siegel oder irgendwie so etwas sich wirklich durchsetzen im Markt?

Beus: Schwieriges Thema. Das versuchen ja einige. BVDW macht jetzt was. Es gibt ein paar andere. Ich glaube nicht so richtig dran, weil es auch einfach ein so vielfältiges Thema ist, dass es sehr schwer ist, alles mit einem Siegel zu erschlagen. Also ich glaube, BVDW, das geht schon in die richtige Richtung, ist halt einfach eine anerkannte Branchenorganisation, wird innerhalb der Branche nicht so richtig anerkannt, weil die vielleicht nicht auf jeder Party anwesend sind. Aber finde ich prinzipiell nicht verkehrt. Aber es ist, glaube ich, auch einfach schwer, Erfolge einer SEO-Organisation zu garantieren. Da fließen auch häufig dann so viele externe Faktoren ein.

Alpar: Bzw. vom Kunden wahrscheinlich, oder …

Beus: Genau, genau.

Alpar: … ganz externe?

Beus: Also, ja, genau, also ob die Programmierer des Kunden das überhaupt umsetzen können, ob sie wollen, in welchem Zeitrahmen sie das machen. Ob dann vielleicht doch der Chef des Kunden keine Lust mehr darauf hat, und so, das sind alles so Geschichten, die einfließen, und die den Erfolg dann verhageln können.

Alpar: Wir springen mal ein bisschen mit den Themen, weil, warum auch nicht? Du bist ja ein großer Freund von Nicht-Marketing. Oder stellt sich mir das falsch dar?

Beus: Marketing im Sinne von jetzt irgendwelche Banner vor das Hotel stellen – ja richtig, finde ich nicht so cool. Da kann man das Geld auch lieber ins Produkt stecken.

Alpar: Aber warum Banner im Internet schalten, und nicht vor dem Hotel? Das ist doch widersprüchlich?

Beus: Ja, aber vor dem Hotel kauft ja keiner was.

Alpar: Ja, aber letztendlich geht es ja darum, eine Marke aufzubauen, und Banner online macht ja auch nicht viel anderes.

Beus: Ja.

Alpar: Man kann es nur nicht so genau messen.

Beus: Ja, aber ich glaube, die Marke ist noch gar nicht so ganz schlecht. Da kann man schon mit leben. Deswegen ist diese ganze offline-Geschichte, finde ich das nicht so sexy.

Alpar: Okay. Aber nur, weil man es nicht messen kann, funktioniert es nicht?

Beus: Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich könnte ich es die nächsten zwei Jahre ausprobieren. Aber ich könnte auch in den nächsten zwei Jahren irgendwas Sinnvolles machen.

Alpar: Kann man nicht beides machen?

Beus: Ja, der Tag hat aber nicht ganz so viele Stunden.

Alpar: Ach, komm! ((lachen)) Okay, springen wir wieder zu einem ganz anderen Thema. Ich habe noch so etwas Lustiges. Nehmen wir an, auf einer Subdomain, einer guten Domain, ist irgendwas drauf, was nicht koscher ist, im Sinne von: …

Beus: … Das gibts …

Alpar: … da war irgendwas gelaufen. Genau, sagen wir, irgendwas gelaufen, gewesen sein. Und die wurde mal sehr wertgeschätzt von Google und jetzt wird sie gar nicht mehr wertgeschätzt von Google aus irgendeinem Grund.

Beus: Ist das jetzt eigene Erfahrung, oder ist das …

Alpar: Ein hypothetischer Fall. Ich will, ich habe mich, ich komme, ich will auf etwas hinaus. Es dauert noch ein Sekündchen. So, der geübte Webmaster wird wahrscheinlich kein Drei Null Eins irgendwo anders hin machen, weil der das Positive, die Links, die damals sozusagen vielleicht diese Subdomain wertschätzen haben lassen in Googles Augen, genau so mitziehen würden, wie wahrscheinlich das Negative, was auf dieser Subdomain lastet. Es scheint aktuell so zu sein, als ob Canonical nur das Gute, nicht aber das Schlechte mit rüber transportiert. Wie lange, glaubst du, wird das so sein?

Beus: Habe ich auch auch schon häufiger mal gehört, ich sehe die Einschätzung.

Alpar: Okay.

Beus: Ich bin generell …

Alpar: Teilst du sie nicht?

Beus: Doch, ich teile sie. Ich bin aber generell kein großer Freund von Canonical. Das ist eher so eine kurzfristige Geschichte von Google, und wahrscheinlich ist in einem halben Jahr Schluss, oder in einem Jahr Schluss, so bald außer …

Alpar: Sollen wir eine Wette abschließen?

Beus: Ja, so bald ausreichend Leute das missbrauchen, wird Google handeln müssen.

Alpar: Aber den Drei Null Einser gibt es ja auch noch, obwohl der auch schon missbraucht wurde.

Beus: Ja, er kann aber nicht mehr so einfach missbraucht werden. Also Google hat die Hürden ja schon angehoben.

Alpar: In welchem Sinne?

Beus: Ja, zum Beispiel, dass das Schlechte auch mit umzieht, und dass man sich genau anguckt: Was zieht da eigentlich mit um? Das hat Google ja schon ganz gut hinbekommen. Klar, es gibt immer noch Wege drum herum. Aber wenn 95 Prozent der Leute, die es versuchen, es nicht schaffen, dann hat Google das Ziel erreicht. Es geht ja gar nicht darum wirklich immer die 100 Prozent zu erreichen, das kriegt Google auch gar hin. Aber sie wollen es halt ausreichend vielen Leuten verleiden, und das kriegen sie hin.

Alpar: Okay. Ich habe gelesen, in einigen Online-Zeitungen, dass du auch SEO-Beratungen machst. Stimmt das denn?

Beus: Das ist falsch.

Alpar: Okay. War das denn mal anders? Und warum könnte man so einen falschen Eindruck überhaupt bekommen? Also wie, wie können Redakteure so ein Missverständnis schaffen?

Beus: Na gut, Redakteure sind einfach keine SEO-Profis, und die kennen die Branche nicht. Für die ist das einfach, das zu schreiben. Also vielleicht auch ein bisschen zum Hintergrund: Ich habe früher mal SEO-Beratung gemacht. Das ist aber schon drei, vier Jahre her. Das war auch eine echt spannende Zeit, interessante Zeit, ich habe viele Firmen kennen gelernt, viele Konzepte kennen gelernt, aber irgendwann war dann die Luft ein bisschen raus, und deswegen habe ich es gelassen.

Alpar: Okay. Was würdest du denn heute machen, wenn du keine SEO-Tools basteln würdest?

Beus: Weiter eigene Projekte bauen.

Alpar: Okay.

Beus: Aber es ist halt doch irgendwie motivierend, eigene Sachen hochzuziehen, und den Wert von eigenen Geschichten zu steigern.

Alpar: Okay. Ist denn bei den eigenen Geschichten nicht so ein bisschen schade, dass das …., bzw. die Frage ist wahrscheinlich anders: Eigene Sachen wird wahrscheinlich von den Anwesenden auf der SEO-Campixx, wird jeder, garantiert jeder, vielleicht außer dem kleinen Sohnemann vom Hans sagen: Ja, ich mache auch eigene Sachen.

Beus: Ja, ich komme dann aber eher in anderen Dimensionen. Also dass das eigene Blog über den Müggel-See sehe ich jetzt nicht so als eigene Geschichte an. Wenn dann schon ein bisschen größer, aber das ist heute auch, das ist klar, SEO wird sicher ein interessanter Teil sein, aber das ist auch häufig so ein bisschen Produktentwicklung, und gucken, wie man einen richtigen Mehrwert bieten kann.

Alpar: Okay. Also das meinst du jetzt: Mit eigenen Dingen eben nicht nur einfach den nächsten Blog oder das nächste Blognetzwerk hochzuziehen, sondern ein bisschen komplexere Produkte, als so etwas?

Beus: Genau.

Alpar: Meinst du denn, es macht überhaupt noch Sinn, heutzutage? Ich meine, man irgendwie, Google will jeglichen Leuten, die Traffic über Adressen kriegen, mit Places an den Hals, will mit Products den Leute die Preisvergleiche oder ähnliche, oder auch Produktvergleiche, oder Meinungsaggregationen machen, an den Hals. Google will ja vielen Geschäftsmodellen, die sehr, sehr viel auf SEO-Traffic basieren, will mit Maps eigentlich den Leuten an den Hals, die geografische Daten, oder die sich um Regio-Themen kümmern. Also meinst du denn, es macht wirklich noch Sinn, Projekte hochzuziehen? Man könnte ja irgendwie Angst bekommen, irgendwie SEO kann nur noch in der kleinsten, kommerziellen Nische, und selbst da vielleicht auch nur bedingt existieren. Hast du da irgendwie eine andere Einschätzung?

Beus: Also ich glaube, dass Nischen, auch wenn sie von außen häufig eher klein aussehen, doch überraschend viel Geld beherbergen. Das heißt, wenn man da dann irgendwie 30 Prozent Marktanteil hat, dann kann das schon sehr viel Spaß machen.

Alpar: Okay. Was ist denn so eine Nische, die du vor drei Jahren dir angeguckt hast, aber dann doch nicht beackert hast? Also das muss nichts Aktuelles sein, sondern irgendwas, wo du früher mal denkst: Mensch, das war damals echt eine coole Idee! Schade, dass ich das nicht gemacht habe?

Beus: Da bin ich sehr vergesslich, bei so was.

Alpar: Ah! (Lacht) Sehr schön! Okay. Wie wählst du denn aus, zu welchen Events du gehst?

Beus: Das ist häufig Bauchgefühl.

Alpar: Okay.

Beus: Und auch einfach, wie es in den Zeitplan passt.

Alpar: Zu wie vielen Events gehst du denn im Jahr?

Beus: Ich denke, es sind so, weiß ich, sechs, acht, vielleicht zehn.

Alpar: Okay.

Beus: Je nachdem, wie eng man Event umgrenzt. So eine Dmexco ist ja auch irgendwie ein Event. Aber wenn ich dann abends mit dem Taxi nach Hause fahren kann, dann ist das für mich wieder nicht so aufwändig, als wenn ich vom Münchener Flughafen irgendwie drei Stunden in die Münchener Innenstadt fahren muss, und dann wieder zurück.

Alpar: Die SEO-Tools, wenn ich mal ganz kurz wieder ausnahmsweise im Thema springen darf, die Firmen hinter den SEO-Tools, die unterscheiden sich ja schon erheblich. Von einer Ein- bis Zwei-Mann-Bude bis hin zu, ich glaube, der größten ist so um die 60, von denen vielleicht die Hälfte an den SEO-Tools effektiv rum programmieren. Wo ist denn da Sistrix angesiedelt, auf dieser Spannbreite?

Beus: Wir sind auch eher klein, sind so rund zehn Leute, die sich um das Tool kümmern, mit allem, was dazu gehört, und finde ich persönlich für mich auch eine sehr angenehme Firmengröße. Weil, ich kenne alle Leute, ich kenne die Stärken, ich kenne die Schwächen, ich weiß, wer was besonders gut kann. Wir können sehr schnell reagieren, auf irgendwelche neuen Anforderungen, können, natürlich mit dem Farmer-Update, war eine ganz spannende Geschichte. Da hat man halt irgendwie einen Tag später die Daten. Das ist vielleicht, wenn die Firma ein bisschen größer ist, ist das nicht mehr so einfach. Deswegen gefällt es mir eigentlich in der Firmengröße, wie es jetzt ist, sehr gut.

Alpar: Das Farmer-Update, was du evaluiert hast, war ja in den Staaten, das scheint ja auch eine Expansionsrichtung von euch zu sein. Wie hast du das Gefühl, dass der Tool-Markt dort ist? Also, es gibt ja SEOmoz, auf jeden Fall, dann gibt es vielleicht noch Raven Tools für einige Sachen. Was gibt es denn noch so? Und was sind so deren Stärken und Schwächen von den Tools dort? Und warum überhaupt den Sprung über den Teich wagen?

Beus: Zum einen auch so ein bisschen aus der privaten Perspektive. Also ich finde den Markt interessant und ich finde es spannend, wenn ich mit meinem bekannten Toolset auch diesen Markt analysieren kann, einfach um Quervergleiche zu ziehen, was die Tools da angeht. Ich habe das Gefühl, dass Amerikaner einen Fable für eher etwas simpel gestrickte User-Interfaces haben. Also wenn man sich SEOmoz mal anguckt, dann ist das eher so eine große, grüne 18 oder eine rote 3, wenn irgendwas nicht klappt. Deswegen bin ich gespannt, wie sehr die mit den etwas komplexeren Geschichten klarkommen, ob die das mögen. Schauen wir mal.

Alpar: Siehst du quasi die Gefahr, dass die überfordert sind, mit der Toolbox?

Beus: Was heißt überfordert? Die haben einfach andere Erwartungen und Ansprüche.

Alpar: Wie bildest du dich denn eigentlich weiter? Ich meine, es ist ja jetzt, es gibt ja Horden von Blogs und großen Foren. Liest du eher amerikanische Sachen, eher deutsche Sachen, oder versuchst du dich einfach eher, mit Leuten zu unterhalten, oder wartest, bis die Eingebung kommt, und irgendwie der Himmel aufgeht und ein Lichtstrahl runterkommt?

Beus: Ja, vergleichbar, nein. Also ich lese sehr viel.

Alpar: Okay.

Beus: Wahrscheinlich bin ich zwei, drei Stunden am Tag am Foren und Blogs lesen.

Alpar: Okay. Wochenends auch?

Beus: Nein. Also mache es jetzt irgendwie seit über zehn Jahren. Irgendwann muss man schauen, dass man so ein gewisses Gleichgewicht hinkriegt. Ich habe auch zu Hause keinen Computer, und lebe damit relativ gesund.

Alpar: Du hast ein zuhause?

Beus: Ich habe zu Hause keinen Computer.

Alpar: Oh, verstanden, okay. Das heißt, die Weiterbildung ist im wesentlichen durch Foren und Blogs?

Beus: Ja.

Alpar: Bist du denn in den typischen deutschen Foren?

Beus: Ehrlich gesagt, nicht mehr.

Alpar: Okay. Nicht aktiv schreibend, oder nicht aktiv lesend?

Beus: Lesend ganz selten mal, wenn ich irgendwie über eine URL stolpere, wo dann steht: Hier steht was Interessantes in dem und dem Forum. Aber einfach das Level, das Verhältnis zwischen Unsinn und sinnvollen Postings, das passt häufig nicht mehr.

Alpar: Okay. Wie ist es denn den amerikanischen Foren? Wie ist denn da, gibt es da irgendwie, sind das offene, oder geschlossene Foren, oder?

Beus: Also ich bin immer ein großer Fan von Webmaster-World. Die haben es irgendwie geschafft, das Forum halbwegs lebendig zu halten, auch ein paar ganz interessante Leute drin zu halten, ja.

Alpar: Postest du auch irgendwo aktiv, oder bist du eher nur lesend dabei?

Beus: Ich bin eher lesend dabei. Wenn irgendwas posten will, dann mache ich es eher im eigenen Blog und mache es ein bisschen ausführlicher.

Alpar: Okay, okay. Super. Dann danke ich dir für das Gespräch, und dass du die ganzen Themensprünge mitgemacht hast.

Beus: Ja, ich bin ja mental fit.

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